Nahum 1

Text: Nahum 1,1-8 Der Prophet Nahum Einleitung Die vorhergehenden sechs Propheten sind mehrenteils etwas älter; die jetzt folgenden sechs etwas später. Die sechs Ersteren hatten es meistens zu ihrem Hauptzweck, dem Volk Israel und Juda noch Buße zu predigen, und sie damit vor ihrem endlichen Strafgericht zu warnen. Die sechs Letzteren aber fallen in die Zeiten, da entweder Assyrien schon dem Israelitischen, und Babel dem Jüdischen Königreich ein Ende gemacht hatten, oder da GOtt wieder anfing, Seinem Volk aufs Neue gnädig zu sein, und es nach der Babylonischen Gefangenschaft wieder in sein Land zu sammeln. Mithin haben die sechs letzteren Propheten hauptsächlich die Absicht, das Volk GOttes unter dem wirklichen Einbruch und Druck von ihrer Sünden = Strafe noch aufzurichten, und ihnen zu zeigen, wie der Eifer GOttes über sie zwar groß, aber Sein Zorn über ihre Feinde noch viel schwerer sei, und wie GOtt nach der durch ihre Züchtigung und Demütigung erreichten Absicht, es ihren Feinden erst vergelten, ihnen aber zum Besten an Seinen Bund gedenken werde. Große Absicht des göttlichen Worts, den Menschen nicht nur zur Buße zu leiten, und vor Schaden und Strafe zu verwarnen, sondern auch bei wirklich hereingebrochener Sünden = Strafe ihn wieder aufzurichten, und ihm Gnade und Erlösung anzutragen. Was nun den Nahum besonders anbetrifft, so zeigt die Aufschrift: Last über Ninive, seine Hauptabsicht schon an. Assyrien nämlich hatte nach dem Verhängnis GOttes dem Israelitischen Reich ein Ende gemacht und die zehn Stämme weggeführt; dessen überhob sich der nachmalige König Sanherib, daß er auch mit Juda und Jerusalem es so zu machen gedachte, und zu den Zeiten Hiskias den bekannten Trotz ausübte; aber GOtt fing da an, ihn nicht nur in Person zu demütigen, sondern auch bald seinem ganzen Reich ein Ende zu machen, besonders aber die Hauptstadt desselben, Ninive, das inne werden zu lassen, was geraume Zeit vorher schon Jona ihnen gepredigt hatte, und was durch die Buße der damaligen Leute zu Ninive noch abgewendet worden ist. Nahum 1 Einleitung Das erste Kapitel kündigt der Stadt Ninive ihr Strafgericht so an, daß eine majestätische Beschreibung von GOtt, dessen Eigenschaften und Regierung vorangeht, durch welche Vorstellung zugleich der Niniviten Sicherheit widerlegt, und alle Hoffnung zu abermaligem Aufschub der Strafe abgeschnitten wird. Text: Nahum 1,1-8 Der Prophet fängt gleich nach der Aufschrift seiner Weissagung mit einer majestätischen Beschreibung GOttes an. In dieser Beschreibung GOttes sieht der Prophet meist auf dessen ernstliches Verhalten gegen die Bösen; doch kommt gegen den Beschluß noch ein lieblicher Strahl dazwischen hinein, von Seiner Freundlichkeit gegen die, so ihre Zuflucht zu Ihm nehmen. Alles in GOtt ist den Bösen schrecklich, Alles ist Denen, die Zuflucht zu Ihm nehmen, tröstlich. Der Eifer GOttes wird oft in der Schrift angezogen. Eifer hat eine verletzte Liebe zum Grund, und geht entweder über die, so man durch solchen Eifer wieder auf ihre Liebespflicht zurückführen will, oder wider die, die sich an dem Geliebten vergreifen, und durch deren Wegräumung man nun dem Geliebten Luft machen will. Die vormals bewiesene Geduld, und die Kraft, auch in die Länge über derselben zu halten, gibt, wenn endlich GOttes Zeit kommt heimzusuchen, Seinen Gerichten einen besondern Stachel in der Menschen Gewissen, der aber bei einer endlichen Demütigung noch gar heilsam werden kann. Man kann nichts furchtbarer bestrafen, als was man vorher einige Zeit mit Geduld getragen hat. GOtt kann an einzelnen Menschen und an ganzen Völkern solche Langmut brauchen, die uns unbegreiflich ist, Er kann aber auch solche Gerichte ergehen lassen, deren Gerechtigkeit erst der Ausgang bei der Offenbarung Seiner Gerichte rechtfertigen kann. Text: Nahum 1,9-14 Aus dieser majestätischen Beschreibung GOttes leitet nun der Prophet den Schluß über Ninive her, daß ihr Gericht wohl verdient, und daher auch unvermeidlich sei. Wenn man die lästerlichen Worte, die der Assyrische König Sanherib durch seine Diener wider den GOtt Israels hat ausstoßen lassen, mit diesem ihm und seinem Samen hiermit gesprochenen Endurteil vergleicht, so kann man sehen, wie unvermögend auch der mächtigste Mensch auf Erden gegen den HErrn vom Himmel ist, und wie ineinandergewachsene Dornen, wohl projektierte, aller Orten her unterbaute, durch Gemeinschaft der Bösen befestigte Absichten, im besten Saft, ehe sie gar reif werden, wenn das Menschenherz noch voll ist, Böses zu tun, von GOttes Zorn so plötzlich können dahingerissen werden. Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen GOttes und in Seine Rache zu fallen. Wohl Allen, die auf Ihn trauen!
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